Die Aufrechnung ist ein bedeutendes Werkzeug des Zivilrechts und häufig Gegenstand sowohl juristischer Prüfungen als auch der Praxis. Um die Wirksamkeit einer Aufrechnung zuverlässig zu beurteilen, ist es sinnvoll, sich eines klar strukturierten Schemas zu bedienen. Dieses Schema hilft dabei, die zahlreichen Voraussetzungen und Wirkungen der Aufrechnung systematisch zu prüfen und mögliche Fehler zu vermeiden. Im Folgenden wird das prüfungsrelevante Schema zur Aufrechnung im Detail vorgestellt – ergänzt durch fünf konkrete Beispiele, um die Anwendung zu verdeutlichen.
Zunächst ist zu prüfen, ob eine sogenannte Aufrechnungslage besteht. Diese setzt folgende Punkte voraus:
Im zweiten Schritt ist zu klären, ob gesetzliche oder vertragliche Aufrechnungsverbote bestehen. Ein Beispiel für ein gesetzliches Aufrechnungsverbot ist das Verbot der Aufrechnung gegen unpfändbare Forderungen (§ 394 BGB). Vertragliche Aufrechnungsverbote können ausdrücklich in Vereinbarungen zwischen den Parteien geregelt sein und müssen beachtet werden.
Die Aufrechnung wird nicht automatisch wirksam. Es ist vielmehr erforderlich, dass der Aufrechnende die Aufrechnung ausdrücklich erklärt (§ 388 BGB). Diese Erklärung muss gegenüber seinem Gläubiger abgegeben werden, und sie unterliegt keiner besonderen Form. Eine mündliche Erklärung oder eine entsprechende Mitteilung per Brief oder E-Mail genügen grundsätzlich.
Sind alle Voraussetzungen erfüllt und wurde die Aufrechnung wirksam erklärt, kommt es zu ihrer Rechtsfolge, dem Erlöschen der Forderungen (§ 389 BGB). Die Forderungen erlöschen rückwirkend zu dem Zeitpunkt, in dem sich diese Forderungen erstmals aufrechenbar gegenüberstanden.
Unternehmer A hat eine offene Rechnung über 5.000 Euro gegenüber Unternehmensberater B. Gleichzeitig hat B eine Rückforderung von überzahlten Honoraren in Höhe von 1.500 Euro gegen A. A erklärt die Aufrechnung. Nach § 389 BGB erlöschen die Forderungen in Höhe von 1.500 Euro, sodass A nur noch 3.500 Euro an B zahlen muss.
Mieter C hat eine Mietkaution in Höhe von 1.000 Euro beim Vermieter D hinterlegt. Gleichzeitig hat D gegen C eine offene Forderung über 700 Euro aus Mietrückstand. Durch Aufrechnung kann C die 700 Euro mit seiner Kaution abdecken und lediglich 300 Euro zurückverlangen.
Arbeitnehmer E fordert von seinem Arbeitgeber F die Rückzahlung von 2.000 Euro für zugeordnete Überstunden. Gleichzeitig hat F eine Forderung aus einem gewährten Vorschuss in gleicher Höhe gegen E. F erklärt die Aufrechnung. Beide Forderungen erlöschen vollständig, ohne dass Geld gezahlt werden muss.
Privatperson G hat sich von H Geld geliehen und schuldet ihm 800 Euro. Gleichzeitig hat H eine Forderung in Höhe von 500 Euro gegen G aus einem alten Kaufvertrag. Durch eine Aufrechnungserklärung reduziert sich die Schuld von G auf 300 Euro.
Bank I fordert von Kreditnehmer J die Zahlung von 1.200 Euro Kreditschuld. J hingegen hat einen Anspruch auf Auszahlung von Zinsen in Höhe von 200 Euro aus einer anderen Vereinbarung mit der Bank. J erklärt die Aufrechnung, und die Kreditschuld vermindert sich entsprechend auf 1.000 Euro.
Das Schema zur Aufrechnung im deutschen Recht stellt eine übersichtliche Struktur zur Verfügung, um die wichtigsten Punkte systematisch abzuarbeiten. Mit der Prüfung der Aufrechnungslage, dem Ausschluss von Aufrechnungsverboten, der Aufrechnungserklärung und den Rechtsfolgen ergeben sich klare Schritte, die sowohl in der Theorie als auch in der Praxis angewandt werden können. Die Beispiele verdeutlichen, wie flexibel die Aufrechnung in unterschiedlichen Kontexten eingesetzt werden kann, um Forderungen effizient miteinander zu verrechnen.
Dieses Wissen macht die Aufrechnung nicht nur für Studierende und Juristen interessant, sondern auch für Privatpersonen und Unternehmen, die nach pragmatischen Lösungen beim Forderungsausgleich suchen.
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